Hallo liebes Forum,
dieser Artikel richtet sich insbesondere an die Neulinge und Einsteiger im Holzvergaserbereich, welche überlegen, sich eine Holzvergaserheizung anzuschaffen. Er behandelt ausschließlich die Grundlagen der Planung, d.h. wie man zu einer funktionierenden Holzvergaseranlage für das eigene Haus kommen kann. Es enthebt den Leser/Planer ausdrücklich nicht von der Notwendigkeit, sich selber darüber hinaus schlau zu machen.
Nicht detailliert beschrieben werden die zahlreichen Verbesserungsmöglichkeiten – sprich Kesseltuning. Das Augenmerk ist in bestimmten Bereichen primär darauf gerichtet, was vom Preis-Leistungsverhältnis her sinnvoll ist bzw. was funktioniert und was nicht.
Der Anspruch, den Anfänger zu einer technisch absolut perfekten, durchgerechneten und bis ins kleinste durchoptimierten Anlage zu bringen, besteht hier ausdrücklich nicht. Die meisten wollen letztlich notgedrungen einfach nur Geld sparen und nicht frieren. Da letztendlich viele Fragen immer wieder kommen, habe ich mal angefangen, eine kleine Einstiegshilfe zu schreiben. Ist noch nicht fertig, es fehlen auch noch zahlreiche Links und noch reichlich Text. Vieles ist eine Zusammenfassung der Tipps von Forumsusern aus diesem und dem Atmos Forum und nicht auf meinem Mist gewachsen. Außerdem fehlt noch so unendlich viel nützliches, was mal gepostet wurde, aber wieder in den Tiefen des Forums versunken ist, deswegen:
Wenn jemand Fehler entdeckt oder Verbesserungsvorschläge hat, dann bitte Bescheid geben. Wer nützliche Links zu den einzelnen Teilbereichen hat, bitte posten.
Funktionsprinzip einer Holzvergaseranlage
Ein Holzvergaser ist z.Zt. der Kesseltyp mit dem höchsten Wirkungsgrad, wenn es um die Holzverbrennung geht. Die Kessel können von den Herstellern im Labor bis über 90 % Wirkungsgrad geschubst werden, was keinesfalls gleich gesetzt werden sollte mit dem Gesamtwirkungsgrad der fertig installierten Heizungsanlage. Der dürfte deutlich darunter liegen.
Das Funktionsprinzip einer manuell beschickten Holzvergaseranlage mit Pufferspeichern unterscheidet sich erheblich von dem eines automatischen Öl – oder Gaskessels. Der Öl oder Gaskessel kann selbstständig das Haus so lange mit Wärme beliefern, bis der Brennstoff alle ist.
Bei der Holzvergaseranlage übernimmt diese automatische Funktion der Pufferspeicher und nicht der HV-Kessel !
Von der Funktionsweise her ist der Pufferspeicher das zentrale Grundelement, welches die Versorgungskreisläufe selbstständig mit Wärme beliefern kann,
Der Vergaser beliefert den Puffer „nur“ mit Wärme. Anders wird kein Schuh aus der Sache, denn wir kommen jetzt zur...
Dimensionierung
Zuerst ist die Frage, ob man mit der Heizungerneuerung auch gleich eine Haussanierung und energetische Aufwertung verbindet, was logischerweise zwecks Brennstoffeinsparung immer sinnvoll, jedoch bei Holzheizung und den derzeitigen Holzpreisen möglicherweise erst langfristig wirtschaftlich ist. Was sich bei Altbauten z.B. energetisch und auch vom Kosten-Nutzen Faktor her immer lohnt, ist der Austausch von älteren Fenster (auch 15-20 Jahre alte Doppelverglasung ist „alt“) und die fachgerechte Dämmung der obersten Geschoßdecke bzw des Dachstuhles und gerade letzteres rechnet sich besonders schnell. Nach der hoffentlich erfolgten Sanierung stellt sich dann die Frage aller Fragen:
Wie groß sollte der Kessel sein? Falscher Einstieg, denn die allererste Frage lautet: wie groß muß der Pufferspeicher sein?
Am Anfang aller Planung sollte die Ermittlung der Heizlast des Gebäudes stehen, sonst ist es pures Glück, ob der Kessel das Haus später auch im Winter beheizen kann. Es tummeln sich genügend abschreckende Beispiele von Fehlauslegungen in den beiden großen deutschen Holzvergaserforen. Diejenigen User, die meinen, sie hätten ihre Holzvergaseranlage lieber eine Nummer kleiner nehmen sollen, kann man an einer Hand abzählen. Diejenigen, die vor allem Puffer und nicht ganz so häufig auch Kessel lieber eine Nummer größer genommen hätten, sind dagegen (mit leichter Übertreibung) so zahlreich wie der Sand in der Wüste.
Eine exzellente Dimensionierungshilfe findet sich hier von Marco Jung:
http://holzvergaser-forum.de/c…te/dimensionierungshilfe/
Damit kann man schon sehr gut arbeiten bzw. komfortabel heizen, ohne sich groß das Gehirn zu verbiegen, wenn man sich einfach nur streng an die Tabellen und den Faktor KW Leistung x 100 L Puffervolumen pro KW Kesselleistung hält.
Die einfachste und genaueste Methode, an eine präzise Heizlastberechnung für das eigene Gebäude zu kommen, wird wohl die Beauftragung eines Energieberaters sein.
Will man sich das sparen, wird es zwangsläufig ungenauer. Hoffentlich hat man über den Öl- oder Gasverbrauch der letzten Jahre Buch geführt, dann kann man zum Beispiel mit der „alten Schweizer Formel“ seine Heizlast grob überschlagen, das ist identisch mit der Heizlastermittlung nach Weiersmüller:
http://de.wikipedia.org/wiki/Heizlast
Beispiel: Jahresverbrauch im Schnitt 4000 L Heizöl (1 Liter Heizöl entspricht ca. 1 m³ Gas entspricht ca. 10 kWh ). 40000 geteilt durch 3000 = 13,33
Das Gebäude hat also eine ungefähre Heizlast von 13,33 kwh in der Klimazone, in der es steht
http://www.bosy-online.de/Klimazonen.htm
in Bezug auf die Klimazonen stößt die vereinfachte Dimensionierungshilfe dann an ihre Grenzen, denn es ist ein Unterschied ob ein Haus in der – 10 Grad Klimazone steht oder das gleiche Haus in der – 16 Grad Klimazone, da werden jeweils andere Heizlasten herauskommen.
Wer sich genauer selbst damit beschäftigen möchte, der kann sich z.B. hier selbst durchwühlen:
http://holzvergaser-forum.de/c…hinte/heizlastberechnung/
und
http://www.bosy-online.de/Heiz…ung_nach_DIN_EN_12831.htm
Mit der ungefähren Heizlast kann man daran gehen, die Puffer zu dimensionieren:
Es wäre sinnvoll, zu wissen, welche Vorlauftemperatur die Heizkörper im Haus benötigen, damit das gewünschte Wärmelevel überall noch erreicht werden kann. Gut wäre es, wenn die benötigten Vorlauftemperaturen möglichst niedrig sind => Fußbodenheizung oder sehr großzügig (50% + X) überdimensionierte normale Heizkörper. Je weniger Temperatur man noch zum Heizen nutzen kann, desto mehr für das Haus nutzbare Wärmeenergie kann der Puffer speichern. Es ist logischerweise ein Unterschied, ob ich nur den Temperaturbereich von 85 – 45 = 40 Grad Unterschied nutzen kann oder von 85 – 30 Grad = 55 Grad Differenz.
Um eine möglichst niedrige Vorlauftemperatur im Heizkreis zu erzielen, die Heizkreispumpe stromsparenderweise herunterstellen zu können und möglichst wenige Wärme über die meist ungedämmt im Mauerwerk liegende Heizungsverrohrung zu verlieren, ist ein hydraulischer Abgleich aller Heizkreise bzw Heizkörper extrem sinnvoll und nebenbei auch Bedingung für so manche BAFA Förderung. Das macht und bescheinigt jeder Heizungsfachbetrieb.
Kurzfassung: http://www.bosy-online.de/hydr…_Abgleich-Kurzfassung.htm
Selber machen geht auch, entsprechend der Anleitung vom User ESBG
Natürlich braucht man dafür an allen Heizkörpern die passenden, einstellbaren Thermostate.
So, jetzt aber wirklich zur Pufferdimensionierung:
Mindestanforderung an eine sinnvolle Puffergröße dürfte sein, wenigstens über die Nacht zu kommen, damit man nachts in Ruhe durchschlafen kann.
Dafür würde ich als absolute Untergrenze 8 Stunden ansetzen, die der Puffer auch bei Normtemperatur durchhalten sollte. Optimal wären 24 Stunden...
Zu beachten ist, daß es durchaus wochenweise kälter als die Normtemperatur werden kann, die letzten beiden Winter 2009-2011 haben es gezeigt.
Berechnung des Energieinhalts eines Pufferspeichers:
http://holzvergaser-forum.de/c…berechnung-energieinhalt/
Eine Excel Tabelle u.a. zum Energieinhalt eines Pufferspeichers und der dafür benötigten Holzmenge etc pp. hat soeben auch Hyrrican99 eingestellt:
http://www.holzvergaser-forum.…7/&postID=48746#post48746
Beispiel: das Haus mit 13,33 kwh Heizlast verbraucht in 24 Stunden 319,92 khw Energie bei Normtemperatur.
In 1000 L Puffer passt bei einer Temperaturdifferenz von 55 Grad (max 85 Grad min 30 Grad) 63,97 kwh Wärmeenergie. Wollte ich das o.g. 13,33 kwh Haus (welches zufällig meins ist ) also 24 Stunden nur aus dem Puffer heizen können, dann bräuchte ich 5000 L Pufferspeicher, wenn ich eine Temperaturdifferenz von 55 Grad nutzen kann. Für 8 Stunden wärs ein Drittel – 1666,66 L Puffer.
Wobei man klar sehen muß, daß z.B. bei mir 35 Grad Vorlauftemperatur in der Heizung bei Normaußentemperatur nicht mehr ausreichen, um meinen 155qm Altbau auf 22 Grad zu halten. In der Praxis habe ich 4000 L Puffer und würde inzwischen auf 5000 L Puffer erhöhen, wenn ich den Platz dafür hätte.
Kann ich nur eine Temperaturdifferenz von 40 Grad ( 85 – 45 Grad) nutzen, weil es aufgrund zu kleiner Heizkörper ab da im Haus nicht mehr richtig warm wird, so sinkt die in 1000 L Puffer speicherbare Wärmeenergiemenge schon auf 46,52 kwh. Um dasselbe Haus bei Normtemperatur 24 Stunden zu beheizen, bräuchte es schon 6877 L Puffer – für 8 Stunden 2292 L Puffer.
Hierbei ist zu beachten, daß der Energieverbrauch durch die Warmwassererzeugung noch dazu kommt. Ich habe es mir jetzt gespart, das präzise auszurechnen, das darf jeder selbst machen:
-Sparsam (nur duschen): ca. 25 Liter pro Person und Tag (oder etwa 1 kWh pro Person und Tag)
-Mit 1 Vollbad pro Woche: 50 Liter pro Person und Tag (oder etwa 2 kWh pro Person und Tag)
-Nicht sparsam: 75 bis 90 Liter pro Person und Tag (3 bis 3,6 kWh pro Person und Tag)
Quelle: http://www.energiesparhaus.at/energie/warmwasser.htm
Wenn man mal "nicht sparsam" annimmt und 3 Personen rechnet, ist man bei 10 kwh pro Tag. Das ist auf dem Papier nicht die Welt, aber hat man seinen Puffer minimalst ausgelegt, dann wird es plötzlich relevant.
Noch mehr schlagen die Temperaturverluste durch Wärmeabstrahlung aufgrund mäßiger Isolierung von Puffer, Leitungen und Kessel selbst zu Buche. Bei einer 08/15 Isolierung mit Standard 10 cm Schaumstoffmantel der Puffer und 2 cm Mineralwolle an den Leitungen sind ohne weiteres 5-7 Grad Temperaturverlust in 24 Stunden drin. Das sind deutlich über 10 % der Wärmeenergie, die sich je nach Standort der Puffer in nichts auflösen. Das bedeutet, von 4000 L Puffer habe ich am Ende nur die Energie von 3600 L oder weniger um das Haus zu beheizen.
Insgesamt, und damit ist der Übergang zur Kesselgröße auch schon da, muß man sich die Frage stellen: wie oft will ich am Tag zum Ofen rennen?
Es gibt die Hardcore-Fraktion, die bisher auch schon mit einem Kartoffelofen Holz geheizt hat, da ist alle paar Stunden zum Ofen rennen und Holz nachwerfen nichts besonderes. Und dann gibt es die Abteilung der Bequemen, die garantiert nur einmal am Tag anfeuern wollen, weil sie für mehr keine Zeit oder Lust haben.
Und es stellt sich zeitgleich noch die Frage:
Habe ich noch einen Öl- oder Gaskessel, der automatisch einspringt, wenn der Puffer kalt ist?
Ja: man KANN Puffer und Holzvergaserkessel dann kleiner auslegen, wenn man will. Man muß in diesem Fall akzeptieren, daß das Haus allein mit dem Holzvergaser nur mit hohem Arbeitsaufwand zu beheizen ist, weil man dauernd zum Ofen rennen muß um nachzulegen und dies wird vermutlich in einem gewissen Heizkostenanteil in Gas oder Öl resultieren.
Aufgrund des relativ hohen Kosten- und Technikaufwands einer Holzvergaseranlage kann eine Auslegung mit anschließend trotzdem noch erheblichem Öl-Gasverbrauch p.a. eine merklich längere Amortisationszeit der HV-Anlage bedeuten.
NEIN: oder geplante Vollbeheizung des Hauses durch Holzvergaser:
grundsätzlich muß die Kesselleistung des HV sehr deutlich über der Heizlast liegen, sonst bleibt die Hütte kalt. Warnende Beispiele/User wo ein Ölkessel mit einem HV gleicher KW Angabe ersetzt wurde, gibt es genügend.
Ein HV Kessel ist prinzipiell ein Volllastkessel, hat jedoch einen bestimmten Leistungsbereich. Dieser kann etwas über der Nennleistung liegen oder auch darunter. So haben die Vigas 25 ( = Solarbayer) und die auf den Vigas basierenden Orlan Super 25 (jetzt Orlingno, auch baugleich Proburner ) einen Leistungsbereich bis 31 kw. Ein Orlan Super 40 dagegen hat laut Hersteller „nur“ max 38 kw. Auch manche Atmos Hv's sind nicht dafür bekannt, über der angegebenen Nennleistung zu liegen. Die genannte Leistungsangabe in KW bestimmt sich
aus Düsenform und Größe, Menge der Luftzufuhr und Leistungsfähigkeit des Wärmetauschers, wobei der Wärmetauscher das entscheidende Element ist, um die Wärmeenergie ins Kesselwasser zu bekommen statt in den Schornstein.
Man kann auch nicht unbedingt davon ausgehen, daß die Nennleistung dauerhaft vom Kesselstart bis zum Ausbrand zur Verfügung steht. Die Startphase kann je nach Kessel und je nach Benutzergeschick 20 – 60 Minuten betragen, dann kommt die Hauptabbrandphase und zum Schluß geht es die letzten 30 min zum Ausbrand hin wieder bergab mit der Kesselleistung.
Entscheidend für die Brenndauer ist die Größe des Füllraums. Je größer der HV von der Leistung, desto größer ist üblicherweise der Füllraum, jedoch gibt es hier fabrikatabhängig große Unterschiede. z.B. hat ein Atmos 50 GSE 170 L Füllraum (nachgemessene, echte 150L ), ein Vigas 50 / Orlan Super 50 dagegen 310 L Füllraum (irgendwer hier im Forum hats mal nachgemessen, ich glaube gut 280 echte L).
Den Unterschied in der Brenndauer bzw in der im Holz gespeicherten Energie, die ich mit einem Bedienvorgang in den Kessel legen kann, kann sich jeder selbst ausrechnen
Die Herstellerangaben zu Brenndauer und Füllraumgröße sind gerne mal etwas idealisiert. Mit auf den Zentimeter zugeschnittenen, vorher vermessenen und nummerierten Holzscheiten bekommt der Hersteller im Labor zweifellos eine größere Holzmasse in kg in den Füllraum, als der Benutzer später mit seinen kruckeligen Holzstücken.
Nun benötige ich im „Normtemperaturernstfall“, um bei oben genanntem Hausbeispiel zu bleiben, 319,92 kwh (aufgerundet 320 kwh) am Tag bei einer Heizlast von 13,33 kwh.
Wenn ich die jetzt aus Gründen der falschen Sparsamkeit mit einem 15 kw HV erzeugen wollte, würde ich wahrscheinlich doof aus der Wäsche gucken, zumindest aber würde ich -bei Normtemperatur- alle 4 Stunden zum Ofen rennen und wieder voll legen müssen – auch weil der Füllraum eines durchschnittlichen 15 kw HV sehr klein wäre. Und das rund um die Uhr. Es gibt (Premium-) Hersteller, die vereinzelt einen großen Füllraum mit kleiner Kesselleistung kombinieren, was eigentlich ziemlich schlau ist, weil es die Abbranddauer deutlich verlängert und man somit mit einmal nachlegen die gleiche Energiemenge wie mit einem großen HV erzeugt, nur über einen längeren Zeitraum.
Insgesamt muß ich aber im Blick behalten, in welcher Zeit mein HV es schaffen wird, meine Puffer zu laden und gleichzeitig mein Haus zu beheizen und wie oft ich dafür zum HV laufen muß.
Mit einem Vigas 25/120 L Füllraum wäre das 13,33 khw Heizlast Haus zu beheizen, allerdings mit erheblichem Arbeitsaufwand bei sehr strengem Frost – rund 4 mal nachlegen pro Tag über den Daumen gepeilt. Bei Nachlegeintervallen von gut 4 Stunden für diesen HV ist die persönliche Tagesplanung dann durchaus eingeschränkt.
Deswegen dringender Rat an alle Einsteiger: Puffer wirklich GROSS auslegen, notwendige Größe vom HV entsprechend dem gewünschten Zeitaufwand fürs Heizen berechnen, gegenteilige Ratschläge von Heizungsbauern ignorieren.
Hier noch eine Erläuterung von einem HV-fachkundigen Heizungsbauer - User ESBG - zum Thema Kesselwahl und Dimensionierung. Gleicher Grundtenor, gehört aber mit Gewalt ins Gehirn eines jeden HV-Planers gemeißelt, deswegen nochmal:
"Da immer wieder die Frage auftaucht welche Leistung ein HV als Ersatz für einen bestehenden Öler oder Gaskessel haben soll einige Hilfestellungen dazu:
Die "kleinsten üblichen" Ölbrenner haben eine Leistung von etwa 18 bis 25 kW (kommt sehr auf das Fabrikat an), haushaltsübliche Düsenbestückung ist meist eine 0,50 bis 0,60 Gall. Düse!
Dieser Brenner liefert diese Leistung bei Bedarf kontinuierlich 24 h/Tag!!
Ein HV hingegen mit z.B. 32 kW kann diese Leistung im Normalfall nur etwa 14 bis 16 h/Tag liefern (ansonsten müsste der Heizer eine 24h Schicht daneben schieben!)
Zusätzlich leistet ein HV diese angegebene Leistung nur in einem optimalen Betriebspunkt (also nicht wenn er gerade voll gefüllt ist und nicht wenn er gerade heruntergebrannt ist)!
Somit kann man über die etwa 15 Stunden Leistungszeit mit etwa 70 bis 75% der Nennleistung rechnen, was etwa 22 bis 24 kW darstellt.
Somit ergibt sich realistischerweise (über 24 h gerechnet) eine Durchschnittsleistung von etwa 15 kW pro Stunde!!!
Mit einer derartigen Auslegung des HV hat man bei einem üblichen Haus welches vorher mit dem oben angeführten 25 kW Öler bei saftige Minustemperaturen gerade gut beheizt wurde naturgemäß keine rechte Freude.
Die gleiche Sorgfalt sollte auch der Pufferbemessung gewidmet werden, für einen vernünftigen Betrieb sollten etwa 100 L Pufferinhalt pro kW Kesselleistung eingeplant werden.
Viele werden nun aufschreien dass es "mit weniger ja auch geht", weil z.B der Platz nicht verfügbar ist, oder das Anbot vom Heizi nur in dieser Kombination halt so günstig ist!
Leider ist es wie überall im Leben so, dass nur nichts nichts kostet, und nichts auch leider nichts kann!
Also die Bemessung eines HV nicht nach der Leistung des vorigen WE (Wärmeerzeuger) sondern nach dem bisherigem Öl-/Gasverbrauch.
Bei vorher z.B. 3000 L Öl/Heizsaison wird ein 40-er HV Leistungsmäßig eine vernünftige Auswahl darstellen.
Bei 2000 L Öl würde es zwar der 25-er knapp schaffen aber der 30-er wäre trotzdem die bessere Wahl (Anmerkung: es sind hier Atmos-HVs gemeint), da er bereits mit 1/2-Meter Scheiten beschickt werden kann was deutlich Vorteile bei der Holzarbeit mit sich bringt!
Grüße zum Nachdenken,
Hannes / ESBG"
Danke an Hannes, daß der Beitrag übernommen werden durfte.
Schornsteinfeger + Schornstein
Bevor man anfängt, irgendwelche Teile zu kaufen, ist zwingend der Schornsteinfegermeister zu kontaktieren. Nur er kann die Feuerungsstätte abnehmen und er wird, wenn die Feuerungsstätte nicht den Vorschriften entspricht, selbige auch still legen.
Zur Feuerungsstätte gehören Kessel samt Sicherheitseinrichtungen TAS, SHV und Rücklaufanhebung und der Schornstein. Inzwischen sind aufgrund der seit 22.03.2010 in Deutschland geltenden 1. BimSch
mindestens 55 L Puffervolumen pro KW Kesselleistung bei manuell beschickten Biomassekesseln vorgeschrieben, siehe § 5 Absatz 4 der 1. BImSchV
http://www.gesetze-im-internet…1_2010/BJNR003800010.html
weswegen den Schornsteinfeger nunmehr auch das Puffervolumen zu interessieren hat, obwohl die Puffer eigentlich nicht zur Feuerstätte gehören.
Der Schornsteinfegermeister sollte auf Anfrage dann die künftige Holzvergaserstätte in Augenschein nehmen und anschließend am liebsten schriftlich die Vorgaben für die geplante Feuerungstätte nennen. Dann hat man Planungssicherheit.
Schornstein:
Öfters taucht die Frage auf, reicht Durchmesser XY für Kessel-KW xy. Holzfeuerung erzeugt wesentlich mehr Abgasvolumen als Öl oder Gas, der alte Schornstein kann bei Umstellung nicht zwingend weiterverwendet werden. Obs reicht kann einzig und allein der Schornsteinfeger ausrechnen und vorschreiben. Die haben da passende Programme, falls sie selbige bedienen können. Allgemein gilt: je höher der Schornstein desto stärker der Zug – ein 16 cm Rohr reichte bei mir laut Berechnung für einen 40 KW HV gerade eben noch aus, dann sollte aber der Rest bzw zumindest das Rauchrohr in 20 cm Durchmesser ausgeführt werden. Bei anderen Usern kommt es mit einem 40er Vigas am 16er Rohr dagegen schon zu Problemen.
Fallendes Rauchrohr ist tabu – bei der Planung der Aufstellung beachten, ebenso 90 Grad Bögen im Rauchrohr nach Möglichkeit vermeiden, lieber 2-3 30 oder 45 Grad Bögen als einen 90er Winkel.
Ist die Abgasanlage zu knapp dimensioniert, kann es zu ständigen Verpuffungen und Dröhngeräuschen kommen:
Quelle: http://www.klb-klimaleichtbloc…ngungen-abgasanlagen.html
Zitat daraus:
Der nach DIN 4705 ermittelte Querschnitt stellt den für den Betrieb der Feuerstätte erforderlichen Mindestquerschnitt dar, Das Anfahrverhalten einer Feuerstätte, insbesondere bei plötzlichem Druckanstieg wird von der DIN 4705 nicht im Detail berücksichtigt. Dies kann bei Anlagen mit geringer Druckreserve gelegentlich zu Funktionsstörungen und/oder Resonanz- und Geräuscherscheinungen führen. Besonders kritisch können sich Anlagen mit folgenden Merkmalen verhalten:
lange waagerechte Verbindungsstücke,
mehrere rechtwinklige Umlenkungen,
sprunghafte Reduzierung des Querschnittes des Verbindungsstückes am Feuerstättenstutzen,
ungünstige Lage der Mündung der Abgasanlage,
lange Todräume außerhalb der Abgasströmung.
In solchen Fällen hat die Praxis gezeigt, dass die vorgenannten nachteiligen Merkmale durch die Wahl eines größeren Querschnitts der Abgasanlage verbessert werden können. Zusätzlich kann zur Verringerung von Luftschallgeräuschen ein Abgasschalldämpfer eingesetzt werden.
Es freut den Schorni eine Dämmung des Rauchrohres, falls die Werte kritisch werden und eine Putzklappe im Rauchrohr sollte man auch nicht vergessen. Ist definitiv zu wenig Zug da, ist aber nicht alles verloren, dann kann man dem Schorni ein (relativ teures) zusätzliches Saugzuggebläse vorschlagen, welches z.B. auf dem Schornsteinkopf montiert wird und den Schornsteinzug unterstützt.
Kotly hat seit neuestem ein recht günstiges Saugzuggebläse für oben auf den Schornstein - das WWSK.
www.kotly.com/index.php?currency=EUR&cPath=8_41_149&sort=2a
Ein Zugbegrenzer im Rauchrohr ist extrem sinnvoll, je nach Außentemperatur und Wetterlage verändert sich der Schornsteinzug erheblich. Zu beachten bei der Wahl des Einbauortes des Zugbegrenzers ist, daß es aus nämlichem ein klein wenig heraus stauben kann und dann legt sich eine Staubschicht im Heizraum auf alles nieder. Druckluftkessel vom Schlag Vigas ( z.B. HVS Solarbayer) und Orlan Super und seine Klone laufen prinzipiell auch völlig ohne Zug. Am Zugbegrenzer sollte deshalb ein Zug von 10-15 PA eingestellt werden, was meistens bedeutet, den ZBG ganz reinzuschrauben. Einbauort des ZBG ist möglichst nahe am Kessel - am besten aber den Schorni fragen, wo er den hinhaben will.
Der Schornstein ist insgesamt ein Kostenfaktor, der bei der Gesamtplanung nicht unterschätzt werden sollte, ein 9 m Edelstahlschornstein samt Rauchrohr kommt als Markenprodukt locker auf um die 2000 EUR + X
Die Zuluft zum HV muß unabsperrbar sein (kein offenes Kellerfenster), ein 40er HV braucht z.B. mindestens 250 cm2 Zuluft, genaueres schreibt der Schorni vor.
Kesselwahl
Schwere Entscheidung. Entscheidender Knackpunkt ist, daß seit der 1. BimSchV alle neu installierten Biomassekessel die strengeren Abgasgrenzwerte einhalten müssen und zwar nicht nur bei der Erstmessung, sondern auch bei der alle 2 Jahre wiederkehrenden Messung, für welche es kurioserweise zur Zeit (Stand 2013) noch keine geeigneten Meßgeräte gibt. Man kann, wie User cosym66 bewiesen hat, möglicherweise die letzte HV Uraltschluffe so in Schwung bringen, daß er gescheit läuft und die Abgasmessung besteht oder bestehen würde.
Andererseits ist das Bewerben eines Kessels mit „schafft die Werte der 1. BimschV“ keine Garantie, daß die Messung auch bestanden wird, jedoch ein deutlicher Hinweis. Bei Neuerwerb sollte man also entweder darauf achten, oder eine gehörige Portion Basteltalent mitbringen, um seinen „anderen“ HV ggf. auf Lambdaregelung (http://www.lambdacheck.de) mit Lufttrennung umzubauen und so die Messungen bestehen zu können.
Konkret sind für die Zulässigkeit des installierten Holzvergasers nur dessen tatsächliche, in Messungen zu ermittelnden Abgaswerte entscheidend, nicht ein Zertifikat des Herstellers. Das der eine oder andere Schornsteinfeger mangels Messgerät keine Messung vornehmen kann und eine Herstellerbescheinigung fordert, kann ein Problem bei der Kesselwahl darstellen.
Weiterer Auswahlpunkt könnte sein, daß der Betreiber einer HV-Anlage selbige am besten auch selbst reparieren können sollte. Nur sehr wenige Heizungsbauer kennen sich mit Holzvergasern aus, im Winter bei Anlagenausfall binnen ein paar Stunden jemanden zu bekommen ist meines Erachtens statistisch gesehen beinahe unmöglich. Da kann man sich nur selbst helfen. Das geht am besten, wenn es zum Kessel genügend Informationen gibt – konkret genannt sei hier das Atmos Forum für die Atmos und natürlich dieses holzvergaser-forum.de für insbesondere Vigas (z.B. Solarbayer HVS) Druckluftkessel und artverwandte Holzvergaser wie z.B. Orlan Super (jetzt Orlingo, Proburner). Ansonsten ist man bei den Premiumherstellern überwiegend auf den Herstellerservice angewiesen und das kann recht teuer werden – was auch für deren Ersatzteile gilt.
Beschaffung
Internet oder Heizungsbauer, das ist hier die Frage. Kenntnisse über Holzvergasertechnik samt Hydraulik ist in der Masse der Heizungsbauer nicht besonders verbreitet, was auch kein Wunder ist, denn HV's besetzen im Heizungsbau nur eine kleine Nische.
Wer sich von einem Heizungsbauer ein Angebot machen läßt, wird erst mal ein wenig schlucken müssen, denn eine Holzvergaseranlage ist bedeutend teurer als ein Öl oder Gaskessel. Hinzu kommt je nach Anlagengröße ein erheblicher Arbeitsaufwand durch aufwendige Verrohrung, Elektrik, so daß ich - auch ausgehend von meinen eigenen Erfahrungen - ganz grob 40-60 Mannstunden für den Aufbau einer 25-40 kw Anlage durch einen Profi ansetzen würde.
Bei mir hat im Jahr 2009 ein wirklich fleißiger HB mit leichter Unterstützung meinerseits die vier 1000L Puffer an Ort und Stelle gebracht und ca 95 m 28er Kupferrohr gelötet (Luftlinie HV-Puffer nur 6 m!, Materialkosten Verrohrung ca 1500 EUR), alles inkl Pumpengruppen + Friwa montiert, angeschlossen und schließlich befüllt. Das ganze in ca. 60 Mannstunden, ohne Elektrik (E selbst – da geht nochmal Zeit drauf). Eventuelle Arbeiten am Schornstein kommen noch extra.
Bei Eigenbeschaffung übers Internet könnte man mit Materialkosten für eine Anlage (Vigas, Orlan, Atmos und andere günstige Kesselhersteller) im 25-40 kw Bereich mit entsprechendem vernünftigen Puffervolumen von ganz grob um die 7000 – 10000 EUR rechnen, wobei ich hierbei von einer Umsetzung des (steuerungs-) technisch sinnvollen ausgehe und nicht von einer absolut rudimentär aufgebauten, ungeregelten Heizanlage, wie sie aus der Not heraus auch gelegentlich aufgebaut wird. Das soll nur eine ganz grobe Hausnummer sein, man kann das sowohl unterbieten und nach oben gibt es nie ein Limit.
Wer mangels eigener Fähigkeiten einen Heizungsbauer beauftragen möchte, der sei gewarnt: dem einen oder anderen HB stehen bei HV ob des gewaltigen Materialaufwands die Dollarzeichen in den Äuglein, denn an den Teilen verdienen sie auch. Wenn die Anlage vom HB errichtet werden soll, bitte Adressen von Referenzanlagen (HV natürlich) des Heizungsbauers geben lassen und die Besitzer mal besuchen, ob sie mit ihrer Anlage und der Leistung des HB auch zufrieden sind. Denn nicht wenige Heizungsbauer kennen sich nicht damit aus, geben das aber nicht zu und nach vorne raus kommt ein fröhliches „klar, hammer schon gemacht“. Das Ergebnis kann teilweise desaströs werden, gelegentlich stolpert der eine oder andere gebeutelte User in eines der HV-Foren und bittet um Rat. Das beste ist, man investiert ein paar hundert Stunden Lesearbeit im Forum und Internet und weiß dann mehr als der HB, der die Anlage baut.
Dann könnte man aber auch die Anlage selbst planen. Dazu würde man unter „Mein Heizprojekt“
http://www.holzvergaser-forum.de/index.php?board/59
ein eigenes Thema eröffnen, welches mit einer präzisen, umfangreichen Darstellung des zu beheizendes Objekts und der örtlichen und persönlichen Besonderheiten beginnt. Alle Fragen zur Planung werden dann sinnvollerweise im selben Thema gestellt, damit alles beisammen ist, das macht es für die Helfenden übersichtlicher.